Josefs Haus (Los Angeles)

Verdutzt sah sie ihm hinterher
und seufzte dann ehe sie sich durchs Gesicht fuhr.
Hatte sie was falsch gemacht?
Sie wartete noch einen Moment und seufzte dann erneut
und ging dann hoch und legte sich in den Freezer.
So schnell würde er warscheinlich nicht wieder kommen.
In wenigen Sekunden erstarrte sie und schlief tief und fest.

Er schloss die Tür auf, gerade als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont krochen. Jetzt wure es Zeit, das er schlafen ging.
Mick war scheinbar nicht mehr da, denn alles war dunkel. Er lauschte. Niemand mehr da. Zumindest keine menschen. Aber er roch auch keine fremden Vampire, also konnte er sich beruhigt schlafen legen.
Bei seiner Kühltruhe angekommen sah er, das sarah schon darin lag, zog sich aus und legte sich kurzerhand dazu, um Arme und Beine um ihren erstarrten Körper zu schlingen und den deckel zu zu machen. Sobald er wieder wach und nüchtern war, würde er mit ihr darüber reden...

Als sie aufwachte lag Josef neben ihr.
Sie hatte nicht mitbekommen wann er gekommen war.
Sie befreite sich aus seiner Umarmung und stieg leise aus der Kühltruhe
ehe sie duschen ging und sich was anzog.
Da sie es drinnen nicht mehr aushielt ging sie nach draußen und lief
ein wenig durch den Garten.

Als Josef wach wurde, lag Sarah schon nicht mehr neben ihm. Er hörte die Dusche ein Stockwerk drüber und wartete, bis das Geräusch verklungen war, ehe er selbst aufstand und ins Bad ging, sich anzog und sie dann suchte. Hunger oder besser Durst hatte er keinen. Er hatte genug getrunken.
Im Garten fand er sie wieder. Sie liebte die natur, das wusste er. Er hatte den Garten errichten lassen, weil er immer gehofft hatte, das sie einmal da durch laufen würde, die Pflanzen anschauen und an den Blumen riechen würde. Bis vor ein paar tagen war das unmöglich gewesen und jetzt...
er biss sich auf die Unterlippe.
"sarah? Können wir... können wir kurz reden?" fragte er und lehnte sich mit zerknirschtem gesichtsausdruck gegen den Türrahmen.

Sie hob den Kopf und sah zu ihm rüber.
"Wie wärs mit einem Hallo nachdem
du gestern einfach abgehauen bist?"
Zischte sie und kam näher.

Er rollte kaum merklich die Augen. Ging ja schon gut los.
"Eigentlich wollte ich genau darüber mit dir reden. Kannst du dir vielleicht auch mal denken, das ich ein bisschen zeit für mich selbst will? Und nicht immer nur mit dir..." er machte eine sehr eindeutige geste mit beiden händen.
"ich verstehe ja, das es schön ist, wir haben uns über fünfzig Jahre nicht gesehen, zumindest du mich nicht und naja... aber ich will einfach etwas mehr Freizeit haben, weißt du?" versuchte er es ihr ruhig zu erklären, aber entweder, die würde ihm jetzt ins gesicht springen, oder sie würde weinend weglaufen. Er wusste nicht, welche Möglichkeit schlimmer für ihn war.

Sie sah ihn an und atmete dann aus
ehe sie nickte.
"Okay....sag das doch gleich und
renn nicht einfach weg!"
Sie schüttelte den Kopf und seufzte.
"Josef ich hänge den ganzen Tag zu Hause rum,
dann sag mir doch so etwas..."
Sarah hob den Kopf und sah ihn an.
"Okay?"

Er blinzelte erstaunt.
"Wie, du..."
Wow Missy, wo sind die Küchenbeile und die Silberkugeln? Wo ist der Holzpflock und der silberne Stolperdraht?
"Du reißt mir nicht den Kopf ab?" fragte er verwundert.
Obwohl ich zwei neue Freunde gefunden und eine fremde Frau gebissen habe? Und obwohl ich bis früh morgens in einer Bar war, ohne dich?
Er ging zu ihr und nahm sie vorsichtig in den Arm.
"ich muss mich erst daran gewöhnen, schätze ich. Das du mich jetzt an der kurzen leine hast." er lachte ein wenig.
"ich meine, früher da... hatte ich öfters..." er druckste herum.
"Naja... ich bin nicht gerade lange bei einer Frau geblieben, um es mal so zu sagen." plötzlich wurde ihm heiß.
Das wusste sie wahrscheinlich noch gar nicht...
"Und naja... also ich finde es ja schön, das du mich lieb hast und so, aber können wir unser ähm... das ausleben unserer Lust auf vielleicht einmal die Woche beschränken statt einmal am tag?"

Sarah befreite sich aus seiner Umarmung
und knurrte leise.
"Damit du die restlichen Tage der Woche
noch Zeit für deine anderen Tussen hast?"
Gekränkt sah sie ihn an.
"Wie....wieso hast du mich dann nicht einfach sterben lassen,
als die Verwandlung nicht geklappt hat?
Wenn du sowieso nicht so lange bei einer Frau bleiben willst!"
Sie sah ihn an und drehte sich dann um und rannte davon..

Das Knurren, das aus seiner Kehle kam, klang richtig böse.
Seine Augen behielten zwar ihren braunen Farbton, aber das weiße Raubtiergebiss, das unter seinen geöffneten Lippen hervorblitze, ließ sich nicht verstecken.
"WEIL ICH DICH LIEBE, VERDAMMT!" schrie er ihr nach und sah ihr dann schwer atmend hinterher.
"Und weil es nicht so einfach ist sich nach fünfzig Jahren wieder umzugewöhnen..." setzte er leise hinter her und machte die Tür zu, um ein wenig durch den Garten zu laufen. Er wusstem, er sollte ihr nach, damit sie keine Dummheiten machte, aber er konnte nicht. Er wollte seine ruhe und sie wollte es sicherlich auch.
Wütend brach er einen schweren Ast von einem Baum und warf ihn von sich. Er krachte gegen einen anderen Baum und zersplitterte daran in tausend teile.

Sie lief den Weg entlang und bog dann irgendwann nach rechts
und lief einen kleinen Pfad herunter.
Nach einigen Metern wurde sie langsamer
und sah sich um ehe sie seufzte und sich ins Gras fallen lies
und in den Himmel starrte.
In ihrem Kopf tobte es und sie schloss für einen Moment die Augen.
Sie konnte sich nicht entsinnen das ihr Leben früher so schwer gewesen war.
Die Sonne brennte erbamungslos auf sie nieder.
Für einen Moment dachte sie daran einfach hier liegen zu bleiben, stand dann aber
doch auf und setzte sich im Schatten eines Baumes an den Stamm.

Irgendwann entschied Josef, das es wohl doch keine so gute Idee wäre, sie einfach hier draußen herumlaufen zu lassen. Er kletterte - gerade war ihm seine Kleidung herzlich egal - am Stamm eine Buche nach oben und hielt von dort Ausschau. Er brauchte gar nicht lange, bis er den Baum gefunden hatte, unter dem sie saß und noch weniger zeit brauchte er, sich bäuchlings auf einen breiten Ast etwas zwei Meter über ihr zu legen und sie von dort zu beobachten.

Sie drehte eine kleine weiße Blume zwischen ihren Fingern hin und
her ehe sie sich umsah.
Hatte sie nicht was gehört?
Sie hielt still und horchte ehe
sie nach oben sah.
Kurz erschrack sie,dann aber musste sie anfangen zu lachen.
Verpufft war die Wut und der Unmut den sie eben noch empfunden hatte.
"Was machst du denn da oben?"
Sie kicherte und stand auf.

Er faltete die Hände unter dem Kinn und kreuzte die beine in der Luft.
"Vielleicht dich beobachten, weil du so schön bist." meinte er lachend,
pflückte von dem Kirschbaum neben sich eine Blüte und ließ sie zu ihr herunter schweben.

Die Blüte landete in ihrem Haar.
Sie kicherte und sah zu ihm hoch.
"Du sitzt da wie ein Engel..."
Sie musterte ihn und schmunzelte.

Er musste lachen.
"Schade, das ich leider das gegenteil bin." meinte er und ließ seine Augen eisbalu aufblitzen. Er setzte sich richtig hin und schwang sich dann zu ihr herunter, um sich im Schneidersitz neben sie zu setzen.
"Es tut mir Leid wegen gestern und vorhin. Ich... weißt du, ich muss mich erst wieder daran gewöhnen nicht mehr machen zu dürfen was ich will." gab er mit einem Grinsen zu.

Sie sah ihn an und lächelte sanft.
"Hm...mir tut es auch leid..."
Sie strich mit ein paar Fingern über seinen Handrücken.
"Ich...ich hab vielleicht...auch ein wenig überreagiert..."
Sie schnappte sich eine Blume und drehte sie zwischen ihren Fingern hin und her.

"Lass uns einfach nicht mehr streiten, ok?" fragte er und nahm ihre hand, um jeden Finger einzeln zu küssen, bevor er seine Wange in ihre ausgestreckte Hand schmiegte und die Augen schloss. Ein leises Schnurren kam aus seiner kehle und er nahm sarah in den Arm.
"Ich bin einfach nur so froh, dass du wieder wach und bei mir bist. Aber ich glaube, ich zeige dir das noch nicht oft genug oder... ich weiß auch nicht." gestand er beschämt und war das erste mal am Ende aller Worte. Diese Frau machte den sonst so scharfzüngigen Investmenbanker glatt sprachlos.

Sie lehnte sich an ihn und seufzte.
"Ich...ich fühle mich einfach so
hilflos..und dumm..."
Sie seufzte und schloss die Augen.
"Ich weis einfach nicht wie ich mich hier zurecht finden soll.
Und ich verstehe dich...ich gehe mir ja mittlerweile schon selbst auf die nerven!"

"Nein du... du gehst mir ja nicht auf die Nerven. Es war nur..." er rieb sich über die Sttirn, als wollte er nicht-existente Falten daraus vertreiben.
"... es ist alles noch so neu und in den letzten Tagen war es einfach ein bisschen viel auf einmal, das getötete Hausmädchen, dann die sache mit der legion..." er lehnte seinen Kopf an ihren und nahm sie fester in den Arm.
"ich mache dir ja keinen Vorwurf. ich glaube du willst nicht wissen, wie meine Neugeborenenzeit war."
Oder vielleicht will sie es doch?

"Hmm...doch...erzähl..."
Wisperte sie und öffnete die Augen
um ihn anzusehen.
"Du hast mir sowieso noch nie viel von dir erzählt..!"

Er seufzte und spielte mit einer Strähne ihres Haares.
"Also... wie du ja hoffentlich noch weißt, wurde ich 1599 geboren. Den Ort gibt es heute schon lange nicht mehr, es war ein einfaches Bauerndorf.
ich war nicht immer so reich wie heute." setzte er mit einem Schmunzeln hinzu und wedelte eine Biene weg.
"Tja und als ich dann 30 war, hatte ich schon eine bessere Anstellung und konnte mir ein eigenes kleines haus leisten. Ich hatte eine verlobte und wir wollten im nächsten Sommer heiraten, als...

Ich hatte also meinen Schlüssel in der Hand, bereit, ihn ins Schloss zu stecken, als mir jemand die Hand auf die Schulter legte. Ich wunderte mich zuerst darüber, dass ich die Person nicht kommen gehört hatte, denn normalerweise hörte man auf dem Pflaster dieser Straße jeden Schritt. Nur wusste ich da noch nicht, dass mein Verfolger sich ebenso leise bewegen konnte wie alle Vampire.
Wir können uns an Menschen anschleichen und bevor du weißt, wie dir geschieht, bist du schon tot.
Aber nicht so hier. Ich wollte mich gerade herumdrehen, um zu sehen, wer es wagte, mich einfach so anzuhalten. Vielleicht ein Bettler, auf der Suche nach jemandem, der ihm ein paar Münzen oder ein Stück Brot gab. Doch der Griff des Mannes oder der Frau um meine Schulter war ungewöhnlich fest und ehe ich mich versah, stach etwas mit Macht durch meinen Hals und ich merkte, wie ich den Mann umklammerte, der mich mitten auf offener Straße angriff, mit einem Messer, wie ich dachte. Ich merkte zu spät, dass das, was er mir da in den Hals gerammt hatte, seine Zähne waren...

Ich konnte mich nicht wehren, nicht schreien, noch konnte ich davonlaufen. Hat dich ein Vampir erstmal gepackt und gebissen, entkommst du ihm nicht. Der Biss lähmt dich und du kannst nichts mehr tun als zusehen und beten, dass... was eigentlich? Am Leben lassen wird er dich sicher nicht. Damals wusste ich nicht, dass der Vampir, der mich erschaffen hatte, einfach nur Sehnsucht nach einem Gefährten hatte. Er wollte sich einen seiner Art schaffen, wenn er niemanden fand. Ob es Zufall war, dass er mich auswählte oder ob ein bestimmtes Ziel dahinter steckte, habe ich nie erfahren. Er ließ mich in der Gasse zurück, in die er mich nach dem Biss geschleift hatte. Wohl hatte er mir von seinem Blut zu trinken gegeben und naiv wie ich war trank ich, weil ich merkte, dass es mir dadurch besser ging. Es stärkte mich, kräftigte mich. Aber ich hätte tot sein sollen. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen verwandelten Vampiren stand ich nicht einfach auf, nachdem die Verwandlung vollzogen war. Ich fühlte mich merkwürdig, also blieb ich liegen und wartete, dass das Gefühl verschwand. Mein Herz schlug nicht mehr, ich atmete nicht. Ich musste tot sein.

Aber als ich dann aufstand, dachte ich mir zuerst nichts dabei. Ich versuchte, mein leben zu leben wie sonst auch. Also ging ich nach Hause, und als mir meine Verlobte so freudig entgegensprang..." er brach ab und biss sich auf die Lippe.
"Du kannst es dir denken. Fünfzehn Jahre lang war ich der Schrecken dieses Drfes und man verfolgte mich mit Fackeln und Mistforken wo man nur konnte. Also ging ich fort. Weit fort. Ich traf andere Vampire, die mich bei sich aufnahmen und erzogen, bis ich mich so weit unter Kontrolle hatte, das ich ihren Schutz nicht mehr brauchte. Und ich weiß bis heute nicht, wer mich verwandelte oder warum." schloss er und sah auf seine Hände.

Sie sah ihn weiter gespannt an und
blinzelte dann.
"Wow....nicht schön..."
Wisperte sie und strich ihm zärtlich mit
den Fingern über den Handrücken.
"Zum Glück hab ich dich..."
Sie schmiegte sich an ihn und spielte dann mit
dem zart hellgrünen Gras des Frühjahrs.

"ich würde nie zulassen, dass du so wirst wie ich damals war." sagte er und pflückte ein paar gänseblümchen, um daraus eine Kette für sie zu basteln, was ihm mehr schlecht als Recht gelang.
"naja, ich hoffe man erkennt, was es darstellen soll." meinte er, als er sie ihr umhängte.

Sie sah auf die Blumenkette
und kicherte ehe sie nickte.
"Ja ich erkenne es...!"
Sarah sah hoch und ihm ins Gesicht.
Verliebt lächelte sie und lies sich dann ins Gras fallen
und verschränkte die Arme hinter dem Kopf
ehe sie die paar weißen Wolken beobachtete
die weit oben am Himmel vorbeizogen.